Interview mit Sebastian Hoeft, Hausarzt aus Hosenfeld, der einigen seiner Patienten die Noom App empfiehlt.
Sie empfehlen einigen Ihrer Patienten die Noom. Für wen ist sie besonders geeignet?
Voraussetzung ist, dass die Patienten technisch versiert sind. Unter der Voraussetzung empfehle ich Noom übergewichtigen Patienten, oder solchen, die an der Grenze zu Übergewicht sind.
Welche Erfolge konnten Sie damit verzeichnen?
Ca. 10-15% der Männer und 50% der Frauen, denen ich Noom empfehle, nutzen die App. 100% derjenigen, die Noom nutzen, haben abgenommen. Ich empfehle die App nur, aber bespreche nicht detailliert die erfassten Ernährungsdaten mit den Patienten. Noom ermöglicht einen besseren Überblick über das Gegessene, es handelt sich um gesunde, langfristige Ernährung, keine Diät.
Insbesondere bei Patienten mit Diabetes Typ 2 ist gesunde Ernährung und in vielen Fällen Gewichtsabnahme wichtig. Wie sind Ihre Erfahrungen bezüglich Heilungserfolg?
Wenn die Änderung des Lebensstil rechtzeitig statt findet, dann kann Diabetes Typ 2 vollständig zurück gehen. In nur circa einem von 100 Fällen bleibt es. Zum Beispiel hatte ich vor einem Jahr einen Patienten mit einem HbA1c Wert von 13. Es drohte eine Insulintherapie. Der Patient hat seitdem sein Gewicht um -20kg reduziert, seinen Lebensstil geändert (geht viel zu Fuß, macht Sport). Er braucht jetzt, ein Jahr später, keine Medikamente mehr und sein HbA1c liegt bei 5,5. So eine Änderung braucht aber Motivation und Disziplin.
(orale Therapie), obwohl es noch einen Weg zurück gäbe. Häufig besteht diese Möglichkeit der vollen Erholung ab dem Zeitpunkt einer Insulintherapie nicht mehr, da dann teils die Beta-Zellen (Pankreas) schon zu stark beschädigt sind. Es gibt aber immer Ausnahmen.
Bei welchen Anzeichen sollten Verdachtsfälle zum Hausarzt kommen?
Wenn jemand merkt, er muss sehr häufig zur Toilette, täglich viel trinkt (3-6 Liter), starken Heißhunger auf Süßes hat. Die Person könnte im ersten Schritt auch in einer Apotheke den Blutzucker messen und sich beraten lassen. Außerdem möchte ich auf das Angebot der Kassen hinweisen, alle 2 Jahre einen allgemeinen Gesundheits-Checkup zu machen. Dort wird z.B. auch das Cholesterin überprüft. Im Schnitt wird Diabetes Typ 2 erst 5-6 Jahre nach dem Auftreten diagnostiziert, also sehr spät. Wer den Check-up macht, verkürzt die maximale Dauer auf 2 Jahre, dann gibt es noch höhere Chancen zur Heilung.
Bekommen alle Übergewichtigen Diabetes Typ 2?
Nein. Es gibt dazu statistische Erhebungen, meiner Erfahrung nach ist die Wahrscheinlichkeit ca. 50%-50%. Es gibt eine genetische Veranlagung.
Worauf sollten Personen mit (Verdacht auf) Diabetes Typ 2 achten?
Neben reiner Gewichtsreduktion ist auch Bewegung sehr wichtig: sie verbrennt Kalorien und Kohlenhydrate und reduziert den Blutzucker.